Ankara 96 - Maccabi
04. Runde 25.09.2016 Ankara 96 : Maccabi 4:4 (1:2)
Vom Schiedsrichter um die Früchte der Arbeit gebracht...
von Ernst Meir Stern
Dramatik pur im Duell der Tabellennachzügler auf dem LAC – Platz in einem tempo – wenn auch nicht gerade klassereichen Spiel. MACCABI, immer noch stark ersatzgeschwächt, begann abwartend, sodass sich das Treffen in der ersten halben Stunde vorwiegend in deren Hälfte abspielte. Die Defensive stand jedoch sicher und behauptete sich gegen die nahezu pausenlos hoch nach vorne gespielten Bälle von Ankara. Die taktische Devise von Trainer Weber sah schnell gespielte Konterstöße vor, die jedoch zunächst nichts brachten, da seine Elf viele Bälle ebenfalls reichlich planlos in Richtung gegnerisches Tor drosch. Nur langsam brach sich der Gedanke Bahn, man könnte es auch mit spielerischen Mitteln versuchen. Nichts auszusetzen gab es jedoch an Einsatz und Laufbereitschaft.
Eine halbe Stunde war gespielt, als ein gutes Pressing gegen einen Abwehrspieler der Türken zu einem Abspielfehler führte. Lukas Berger bekam die Kugel in halbrechter Position, schoss unbehindert aus gut 25 Metern – und traf genau ins lange Eck zum 0:1. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte der Unparteiische mit einigen Entscheidungen für Aufregung gesorgt. Er ahndete jeden intensiveren Zweikampf mit Freistoß gegen MACCABI und strengen „Belehrungen“, dachte jedoch bei etlichen überharten Attacken von Ankara, wie Bein – stehen – lassen oder Tackling von hinten, nicht im Traum daran, die gelbe Karte zu zücken. Auch einige Abseits - Entscheidungen gegen MACCABI schienen höchst dubios.
Die Gastgeber drängten vehement auf den Ausgleich. Einer ihrer Stürmer wollte sich durch ein Rudel Abwehrspieler dribbeln, wurde völlig korrekt attackiert und ging mit einem Schrei theatralisch zu Boden. Ankara bekam den Freistoß von der Strafraumgrenze zugesprochen und der Ball, durchaus nicht unhaltbar, zappelte im Netz – Ausgleich. Ankara wollte nun das „Momentum“ nützen und wurde noch offensiver, doch jetzt spielte MACCABI überlegter und inszenierte einige Angriffe der besseren Art. Kurz vor dem Halbzeitpfiff setzte sich Amadeo „Ama“ Wasmuth im Strafraum im Dribbling gegen mehrere Verteidiger durch und schloss überlegt zur neuerlichen Führung ab. Schon vor Seitenwechsel war zu erkennen gewesen, dass die Abwehrreihe von Ankara am ehesten über die Flanken auszuhebeln war. Die Bestätigung erfolgte durch Benni Weidinger, der links ideal eingesetzt wurde, sich durchtankte und zum 1:3 scorte. Die Freude währte allerdings nicht lange, denn bei einem der sehr energisch vorgetragenen Angriffe der Hausherrn leistete sich die Abwehr ein kollektives Blackout und schon stand es nur noch 2:3.
Ab da wurde es richtig dramatisch: MACCABI, offensichtlich auf den Geschmack gekommen, inszenierte nun ebenfalls dynamische und gefährliche Angriffsaktionen, bei denen die Abwehr von Ankara mehrmals ausgespielt wurde. Die große Chance auf einen vierten Treffer vergab Wasmuth, als er 5 Meter vor dem Tor zu lange zögerte. Im Gegenstoß ein hoher Ball in den Strafraum von MACCABI; Torhüter Rhomberg stürmte heraus, wollte den Ball fangen und wurde von einem Angreifer gerammt. Beide gingen zu Boden – und der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter! Die wütenden Proteste der Gäste ließen den Referee kalt und der Strafstoß brachte Ankara, vom Publikum frenetisch angefeuert, den Ausgleich.
Kurz danach ereilte Außenverteidiger Lukas Hermann ein Spielverweis. Er hatte bereits zuvor „Gelb“ wegen Unsportlichkeit (???) gesehen und kassierte bei einem völlig regulären Zweikampf die zweite „Gelbe“. MACCABI nur noch mit 10 Mann. Jetzt wollten es die Heimischen wissen, griffen vehement an – und entblößten ein ums andere Mal ihre Abwehr. Man schrieb bereits die 90. Minute, als der verbissen verteidigenden MACCABI – Elf ein perfekter Konter gelang, in dessen Folge Tobias „Schierschi“ Schierscher freigespielt wurde und aus kurzer Distanz den Ball im Tor, zum vermeintlichen Siegestreffer, unterbrachte.
Doch man hatte die Rechnung ohne den Schiedsrichter gemacht. In der Nachspielzeit entschied er einmal mehr auf Foul und Freistoß für Ankara. Der von links aus gut 30 Meter Distanz abgefeuerte Schuss klatschte an die Querlatte und sprang von dort ins Feld, knapp, aber eindeutig vor der Torlinie, auf. Der Mann mit der Pfeife entschied sofort auf Treffer und ignorierte alle Proteste. Selbst die enthusiastischen Ankara – Fans auf der Tribüne schüttelten ungläubig die Köpfe ob des unerwarteten Geschenkes...Danach feierten sie mit ihren Kickern das Unentschieden, das für sie wie ein gefühlter Sieg war. Die leidenschaftlich und dementsprechend hart geführte Partie endete mit sportlichem „Shakehands“ der Akteure. Mit Einsatz und Kampfgeist von MACCABI konnte man sehr zufrieden sein, doch besteht im Kombinationsspiel noch viel „Luft nach oben“, wenngleich vor allem in Hälfte zwei eine leichte Steigerung erkennbar war.
Fotos: Albert Stern