Samuel Laster und die dunkle Seite der Macht
Von der Persona non grata zum „Staatsfeind Nr. 1“!
von Ernst Meir Stern
Samuel Laster ist ein streitbarer Journalist, einer von der notorisch „unbequemen“ Sorte, und Betreiber des Internet – Blogs „Die Jüdische“. Was ihn auszeichnet, ist sein „G’spür“ für interessante Stories und Aufgreifen für andere Medien zu brisanter Themen. Oft hört er schon das Gras wachsen, bevor es an die Oberfläche kommt. Seine Schwäche:: Manchmal hart an der Grenze zur journalistischen Paranoia, wittert er Verschwörungen und Übelstände, die sich bei näherem Hinsehen als vernachlässigbar erweisen oder gar in Luft auflösen. Seit Jahren ficht Laster eine Fehde mit der Führung der Israelitischen Kultusgemeinde aus, deren Proponenten er alle möglichen tatsächlichen oder vermeintlichen politischen Sündenfälle vorhält. Zu deren allergrößten Missvergnügen.
Zuletzt, offenbar von Informanten über einen – in der Tat bestehenden -Arbeitskonflikt im Sicherheitsapparat der IKG mit Halbwahrheiten und haltlosen Verdächtigungen gefüttert, verfasste Laster eine „Aufmacherstory“ über „skandalöse“ Zustände in dieser Abteilung. Die IKG äußert sich verständlicherweise nicht über Angelegenheiten, die mit der Sicherheit zusammenhängen, sodass eine Gegenrecherche offenbar nicht möglich war. In einem Aufwaschen holte er auch zu einem Rundumschlag gegen die seiner (nur seiner?) Meinung nach pseudo - feudalistischen Kapitalistenmentalität an der Spitze der IKG aus. In meinen Augen sicherlich keine Glanzleistung, der Beitrag wäre besser unterblieben. Prompt avancierte Laster, der vor einigen Monaten seine Mitgliedschaft in der IKG aus Protest ruhend gestellt hatte, bei den Granden der IKG von einer Persona non grata zum „Staatsfeind Nr. 1“.
Doch das Imperium schlug gnadenlos zurück und die Macht war nicht mit Laster. Als der Journalist jene Sitzung des Kultusvorstandes besuchen wollte, in welcher der neue Oberrabbiner gekürt werden sollte, wurde ihm vom Sicherheitspersonal der Zutritt verweigert. Als Begründung wurde ihm im Nachhinein Bescheid getan, er sei ja nicht Gemeindemitglied.
Mit demselben Argument wurde ihm am 18. Jänner erneut der Zutritt zur Sitzung verwehrt, obwohl Samuel Laster nach eigenen Worten seine IKG – Mitgliedschaft am nämlichen Tag per FAX wieder aktiviert hatte. Aber die Bürokratie der Kultusgemeinde brauchte halt 48 Stunden, um dies zur Kenntnis zu nehmen…
Der guten Ordnung halber sei festgehalten, dass das Statut der IKG eine Ruhendstellung der Mitgliedschaft gar nicht vorsieht. Man darf offiziell per Magistratsbescheid austreten, oder man ist Mitglied ohne Wenn und Aber.
Soweit die Faktenlage, und hier mein subjektiver Kommentar:
Hat man in der Kultusgemeinde tatsächlich so wenig Selbstbewusstsein, dass sie Kritik, auch überzogene, nicht aushält und man unliebsame „Schreiberlinge“ mit Strafsanktionen belegen muss? Hat man nicht den Instinkt, sich lächerlich zu machen, einen solchen unwürdigen Zirkus zu veranstalten? Merkt die Führung der IKG nicht, welches Licht es auf ihr Demokratieverständnis wirft, wenn ein jahrzehntelanges Mitglied unserer Gemeinde unter einem dermaßen fadenscheinigen Vorwand an seiner Berufsausübung gehindert wird?
Ach ja, da fällt mir doch glatt wieder ein, wie es war, als ich noch im Redaktionsstab der Zeitung „Die Gemeinde“, noch vor deren Reform, saß. Da beauftragte das Präsidium eigens „Politkommissare“ in Gestalt zweier Kultusvorsteher, die kritische Artikel im gemeindeeigenen Organ verhindern sollten. Worauf ich kurzerhand meinen Hut nahm.
Ich hatte mittlerweile die naive Hoffnung gehegt, dass sich die „patriarchalische“ Art der Führung geändert hat. Jetzt weiß ich es wieder - man sollte nie die dunkle Seite der Macht unterschätzen…