Kurz und bundig- Bedrohungsszenarien
Kurz&bundig
Flüchtlingen muss in jeder erdenklichen Weise geholfen werden und viele Gemeindemitglieder tun dies auch. Schließlich hat auch so gut wie jede jüdische Familie ihre eigene Fluchtgeschichte.
von Ernst Meir Stern
Dennoch - dass sich die Wiener Juden und mit ihnen die Kultusgemeinde Sorgen über den Zustrom von Flüchtlingen und Asylsuchenden aus dem Nahen Osten machen, ist nachvollziehbar. Wurden doch die meisten, wenn schon nicht in der Familie, so doch spätestens in Kindergarten und Schule systematisch mit Judenhass und Israelfeindlichkeit „sozialisiert“. Wem die berufliche und gesellschaftliche Integration glückt, der wird trotz dieser Prägung wohl kaum zum Extremisten. Was aber wird aus jenen Menschen, die in muslimischen „Gettos“ und Parallelgesellschaften verharren, deren Integration aus verschiedensten Ursachen scheitert? Perspektiven für ein erfolgreiches Leben fehlen? Dann schlägt die Stunde der Salafisten und Islamisten, deren giftige Saat auf fruchtbaren Boden fällt. Es wird der Kultusgemeinde und ihren für die Sicherheit Verantwortlichen also nichts anderes übrigbleiben, als diese Szene politisch und in allen übrigen Belangen scharf im Auge zu behalten und entsprechende Vorkehrungen zu treffen.
Im Augenblick sehe ich hier jedoch (noch) keine unmittelbare Gefahr. Eine solche geht allerdings akut von Teilen der türkischen „Community“ in Österreich aus. Welch extremistisches Potential bei diesen besteht, wurde bei Kundgebungen manifest, bei denen antijüdische und antiisraelische Hassparolen gebrüllt wurden.
Jungtürkischer Antisemitismus
Von diesen bis zur Gewaltausübung ist es nur ein kleiner Schritt, den vor allem türkische Halbwüchsige bereits machten. Seit einigen Jahren schon kommt es bei Fußballspielen von Nachwuchsmannschaften von MACCABI gegen „rein türkische“ oder Mannschaften mit hohem Anteil an Spielern mit türkischem Migrationshintergrund zu Beschimpfungen, vorsätzlichen brutalen Fouls und Handgreiflichkeiten, an denen sich auch deren Eltern und Funktionäre beteiligten. Nicht erst einmal stand am Ende eines Spieles ein Polizei- und Rettungseinsatz. Mittlerweile gibt es jüdische Eltern, die ihr Kind deshalb nicht mehr beim Verein spielen lassen.
Vor einiger Zeit kam es bei einem Spiel der Kampfmannschaft gegen den Verein „Ankara 96“ zu einem antisemitischen Ausraster eines ausgeschlossenen Spielers, der eine Schlägerei mit Reservisten von MACCABI provozieren wollte. Auch der Verfasser dieser Zeilen kann bereits auf „einschlägige“ Erfahrungen mit türkischem Antisemitismus auf dem Fußballplatz zurückblicken.
Die Vereinsführung, mehrfach aufgefordert, Strafanzeige zu erstatten, nahm von solchen bisher Abstand, „um weitere Eskalationen zu vermeiden“. Erfolg? Null. Der Fußballverband reagierte, so er überhaupt von Vorfällen in Kenntnis gesetzt wurde, mehr oder weniger hilflos.